Die drei besten Möglichkeiten, mit nervigen Situationen umzugehen
Es gibt nervige Dinge im Leben – keine Frage. Ob Baustellenlärm, nervige Insekten, juckende Haut, eklige Gerüche, Schmerzen oder was auch immer. Manchmal ist es nicht einfach, Gelassenheit im Alltag zu bewahren.
Grundsätzlich hast du folgende Möglichkeiten, damit umzugehen:
1. Verlasse die Situation.
2. Verändere die Situation.
3. Nimm die Situation an, wie sie ist.
Eine weitere Möglichkeit ist nicht sinnvoll und führt dich nur weiter ins Unglück:
4. Bleib im Widerstand mit der Situation und kämpfe dagegen an.
Wenn du also eine Situation weder verlassen noch verändern kannst, ist der beste Weg, dich ihr ohne Widerstand hinzugeben. Dieser Artikel kann dir helfen, deine Lebenssituation bedingungslos anzunehmen. Du brauchst nicht das Opfer deiner Umstände zu sein. Es ist möglich, mehr Gelassenheit zu entwickeln, so dass dich die unangenehmen Situationen weniger stören.
Pratyahara – Der Rückzug der Sinne
Dazu gibt es wunderbare Übungen im Yoga, die zu Pratyahara, der 5. Stufe des Ashtanga-Yoga-Marga nach Patanjali, gehören. Dabei geht es um ein bewusstes Zurückziehen der Sinne.
Um die Sinne bewusst zurück ziehen zu können, müssen wir sie erst einmal entwickeln, in sie eintauchen und in der Tiefe erfahren. Dann können wir frei mit ihnen umgehen, sie genießen oder uns eben in uns selbst zurückziehen. Ich kann dir sagen, es funktioniert! Ich liebe Sinnlichkeit und kann sie sehr genießen, aber ich kann auch immer öfter gelassen bleiben, wenn die Sinneseindrücke nicht meinen Wunschvorstellungen entsprechen. Wir haben immer die Wahl, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen oder es einfach zu akzeptieren. Was denkst du, fühlt sich besser an?
Das heisst übrigens nicht, dass du dich mit allem abfinden sollst! Nur für einen Moment geht es um ein wertfreies Wahrnehmen, um daraus dann die geeignete Handlung entstehen zu lassen, die dich zu mehr Freiheit führt.
Was immer dich stört, versuche es wertfrei wahrzunehmen.
Du hast Schmerzen? Beobachte sie neugierig, ohne mit ihnen im Widerstand zu sein. Schmerzen haben immer ihren Sinn, sie weisen dich auf etwas hin und es ist wichtig, dass du ihnen erst mal zuhörst, anstatt gegen sie anzukämpfen.
Besonders gut gelernt habe ich Pratyahara (den Sinnesrückzug) mit einer Meditation über Klänge, der ersten Stufe von Antara Mauna („Innere Stille“ – Meditation nach Swami Satyananda). Als ich noch in Berlin lebte, hatte ich eine Baustelle mit einem Höllenlärm vor der Tür, während ich drei Wochen lang jeden Tag diese Meditation praktizierte. In diesen drei Wochen habe ich eine Gelassenheit entwickelt, die mehr oder weniger (ich bin schließlich nicht immer bewusst und präsent) für mein Leben angehalten hat. Das ist mindestens 8 Jahre her. Du musst wissen, ich bin ein auditiver Typ und hoch empfindsam, was Klänge und Geräusche angeht und so ist diese Meditationstechnik wie für mich gemacht.ich hatte wundervolle Erfahrungen, in denen ich mit dem Klang des Universums verschmolzen bin. Du kannst das Prinzip dieser Meditation mit allen fünf Sinnen anwenden, ich erkläre es dir hier mit Antara Mauna Stufe 1.
Antara Mauna, Stufe 1 (frei nach Swami Satyananda von der Bihar School of Yoga)
- Nimm einen aufrechten, angenehmen Sitz ein oder lege dich entspannt hin in Shavasana (letztendlich ist jede Position möglich).
- Spüre deinen Körper und deinen Atem.
- Nimm alle Geräusche wahr, die du hörst. Tauche ein in die gesamte Klangkulisse.
- Wähle dir ein einzelnes Geräusch aus, und höre etwa eine Minute lang nur auf dieses eine Geräusch. Es kann ein angenehmer Klang oder ein unangenehmes Geräusch sein. Bewerte es nicht, sondern lausche einfach. Wenn das Geräusch innerhalb dieser Minute verstummt, höre trotzdem weiter auf dieses Geräusch, warte ab, ob es wieder erklingt. Höre durch alle anderen Geräusche hindurch und achte nur auf dieses eine Geräusch.
- Nach etwa einer Minute höre wieder auf die gesamte Geräuschkulisse, ohne ein Geräusch zu bevorzugen.
- Danach wähle dir ein anderes Geräusch, auf das du hörst. Lausche diesem einen Klang etwa eine Minute lang ohne jede Wertung. Bewerte nicht, ob das Geräusch angenehm oder unangenehm ist. Es ist einfach wie es ist.
- Höre wieder die gesamte Geräuschkulisse, alle Klänge auf einmal, ohne Bewertung. Bleibe dabei bis zu einer Minute. Übe dich weiter darin, nicht zu unterscheiden zwischen angenehmen und unangenehmen Geräuschen, sondern nimm einfach nur wertfrei wahr.
- Wähle dir ein neues Geräusch und höre durch alle anderen Geräusche hindurch, beachte sie nicht, sondern halte deinen Fokus auf diesem einen Geräusch, auch wenn es für einen Moment verstummt.
- Nimm wieder alle Geräusche gleichzeitig wahr.
- Höre nur auf die Geräusche die innerhalb des Raumes, in dem du dich befindest, erklingen.
- Höre alle Geräusche, die von draußen kommen.
- Versuche, nur die Geräusche im Umkreis von 100 Metern zu hören.
- Lausche in den Raum von einem Kilometer um dich herum hinein. Versuche, alle Geräusche zu hören, ohne zu Denken oder zu überlegen, ob das geht oder nicht. Einfach nur hören.
- Lausche ins Universum. Womöglich tauchst du hier in einen ganz weiten, zeitlosen meditativen Zustand ein.
- Höre nur die Geräusche innerhalb deines Körpers.
- Nimm die Stille wahr, in der alle Geräusche entstehen. Womöglich tauchst du in den selben, weiten Raum der Stille ein.
Ich wünsche dir große Entdeckungen, ein verschmelzen mit dem Klang des Universums und eine heitere Gelassenheit im Alltag!
Namasté!