Was ist Yoga?

Es gibt doch sehr verschiedene Meinungen und Ansichten über Yoga, je nachdem, in welcher Tradition man gelernt hat und ob man sich überhaupt auf eine Tradition einschränken lassen möchte. Es gibt ganz einfach nicht „die eine“ Yogatradition – und das schenkt uns eine Menge Freiheit in der ganz individuellen Interpretation. Für mich ist Yoga in erster Linie eine Lebenskunst – und Kunst entsteht immer von innen heraus. Heute möchte ich einen sehr persönlichen Blick darauf werfen, was Yoga für mich ist und wohin meine Art, Yoga zu praktizieren, sich entwickelt. Nein, ich möchte eben nicht erklären, was Yoga ist, sondern nur einen kleinen, für mich aber sehr wesentlichen Ausschnitt beleuchten.

 

Keine Kopfsache

Es gibt tatsächlich sehr unterschiedliche Yogaphilosophien und nicht „die eine“ Yogaphilosophie. Auch wenn Patanjalis „Yoga Sutra“ gerne dafür hergenommen wird. Bevor ich angefangen habe, Hatha-Yoga zu üben, habe ich mich theoretisch mit vielen spirituellen Weisheiten und Büchern befasst. Schon als Kind hatte ich vor allem philosophische Fragen und es hat mich immer interessiert, woher wir kommen und wohin wir gehen. Mittlerweile denke ich, dass wir rein philosophisch niemals zur Wahrheit vordringen werden, auch wenn ich gerne philosophiere (und das Philosophieren mit meinem Mann einen wichtigen Teil meines Lebens einnimmt). Ich freue mich, wenn ich in Yoga-Texten Einsichten finde, die ich als wahr empfinde. Aber ich halte mich nicht an etwas, was geschrieben steht, nur weil es geschrieben steht.

Yoga bedeutet „Einheit“ und „Verbindung / Anbindung“,  und das beinhaltet sehr viel.

Alles Einschränkende und Trennende gehört dort meiner Meinung nach nicht hin.

 

Erkennen über den Körper

In den letzten 14 Jahren, in denen ich fast täglich Yoga praktiziere und meditiere, habe ich viele Erfahrungen gemacht, die man schwer „erlernen“ kann. Ich staune, was im inneren Erleben alles möglich ist. Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich ein ziemlicher „Kopfmensch“ bin und ich bis vor 15 Jahren ein ziemlich miserables Körpergefühl hatte. Zumindest, was den Vergleich mit anderen Schauspielern anging. Auf der Schauspielschule wurde mein schlechtes Körperbewusstsein immer wieder bemängelt – und meine Lehrer empfahlen mir Yoga und Meditation. Letztendlich begab ich mich dann tatsächlich auf den Weg in mein Körperbewusstsein und war so begeistert, dass mich die Schauspielerei gar nicht mehr groß interessierte. Mich interessierten immer mehr die Zusammenhänge von Geist und Seele mit dem Körper im wahren Leben. Antworten auf Fragen suchte und fand ich nicht mehr in Büchern, sondern in mir selbst. Mit Leib und Seele bin ich nun Welt-Innen-Raum-Forscherin. Der Körper ist dabei ein mächtiges Tor und mir scheint es manchmal, dass jeder Körperteil ein ganzes Universum in sich birgt. Ganz tief eingetaucht bin ich in die Basis Beckenboden, aber auch in jedem anderen Bereich unseres Körpers können wir so viel erforschen und entdecken.

 

Die 4 Ebenen des bewussten Seins

Die Yogapraxis sollte meiner Meinung nach immer geprägt sein von:

  1. Spüren (Körperebene)
  2. Fühlen  (Gefühlsebene)
  3. Wahrnehmen (Geistebene)
  4. Sein (im Ewigen ruhen)

Das verbindende Glied ist dabei der Atem. Nicht umsonst führe ich in meinem Unterricht, in der Meditations-Kostprobe und all meinen Angeboten in ein höheres Bewusstsein für Körper, Gefühle, Gedanken und unsere Essenz. Diese vier Stufen der Bewusstheit sind essenziell im Yoga. Für mich geht es darum, auf eine gut geerdete Weise die Wahrnehmung in allen Bereichen zu verfeinern.

 

Über gelerntes Hinauswachsen

Über 15 Jahre lang habe ich vor allem Gelerntes vertieft und verfeinert. In letzter Zeit entwickeln sich aber ganz neue Dinge und Übungen. Wenn ich einfach im Fühlen, Wahrnehmen und Sein bin, entwickelt sich das Tun von innen heraus. Mir geschehen manchmal diese Übungen, die wohl nichts mehr mit dem Yoga, den man kennt, zu tun haben. Es ist, als bildet sich eine eigene Methode der Körperarbeit, und das ist sehr spannend. Ich weiss noch nicht, ob die Übungen, die dann entstehen, auch für andere Menschen vermittelbar und erfahrbar sind. Es ist auf jeden Fall interessant, wie mein ganz persönliches Yoga immer noch ganzheitlicher wird. Alle Aspekte der körperlichen und geistigen Welten fließen mit ein. Momentan entstehen bei mir z.B. Körperübungen, die besonders auf den Liquor und die Faszien wirken und auch vergessene und wenig beachtete Bereiche integrieren. Meine eigene Yogapraxis ist manchmal unheimlich kreativ – aber auch gut geerdet mit den guten alten Asanas. So sollte doch jeder Mensch mehr in sich hineinlauschen, seinem eigenen Körper vertrauen und über das Gelernte hinauswachsen. Besonders wenn wir mit dem Beckenboden arbeiten, dem Sitz des Wurzelchakras und der Kundalini-Shakti, gelangen wir manchmal zu einem Shakti-Flow, der umso stärker wird, je mehr wir dem Energiefluss vertrauen und uns einfach hingeben. Geschehen lassen, den Sehnsüchten des Körpers keine Blockaden in den Weg stellen, den Atem fließen lassen und einfach genießen. Das ist eine wunderschöne, kreative und im Herzen erfüllende Form des Yogas, die du nur in dir selbst finden kannst.

 

Lebe dein Yoga!

Ich möchte dich dazu ermuntern, in deiner Yogapraxis (und nicht nur dort 😉 ) offen und kreativ zu sein. Was möchte von innen heraus in dir entstehen? Was möchte sich in dir entfalten? Welche Bewegungen liebt dein Körper? Genieße dein Yoga in vollen Zügen!

Sei wie ein Delfin – spielerisch, bewusst wahrnehmend, vollkommen im Moment, ohne Angst und Sorgen (und falls du gerne mit echten Delfinen spielen möchtest, komm mit uns zu den freilebenden Delfinen).

Du brauchst keine gelernten Übungsabfolgen – du brauchst nur auf deinen Körper zu lauschen. Überlass deinem Körper die Führung.

Lass das Tun aus dem Fühlen und Wahrnehmen entstehen und lande dadurch im reinen Sein!

 

Namasté!

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