Ganz ehrlich…

Was bedeutet dir Wahrheit, bzw. satya? Wie authentisch bist du wirklich? Wie wahrhaftig bist du mit dir selbst? Lass uns dem gemeinsam auf den Grund gehen…

Tatsächlich ist es so: Je bewusster ich werde, desto mehr erkenne ich, wie weit ich wirklich von der Wahrhaftigkeit entfernt bin. Je weniger ich mich selbst belüge (was mir vorher nicht einmal bewusst war), desto mehr sehe ich die ganzen Blockaden, die mich davon abhalten, wirklich zu meiner ganz eigenen Wahrheit zu stehen. Und doch fühle ich mich schon immer zutiefst verbunden mit dem Weg der Wahrheit. Auch im Yoga ist es für mich wesentlich, nicht etwas „wegzumachen“ oder „drüberzulegen“, sondern mich ganz tief und wahrhaftig mit dem gegenwärtigen Moment und all seinen Gefühlen zu verbinden. Ich habe es „Satya Yoga“ genannt.

 

Was ist Satya?

Das Thema Satya gehört als eines der Yamas zur Grundlage der Yoga-Philosophie nach Patanjali. Das Sanskrit-Wort Satya heißt übersetzt: Wahrheit, Wahrhaftigkeit, wahrhaftig sein.

Große Worte, die viel beinhalten: Authentizität, Ehrlichkeit, Achtsamkeit, Wahr-nehmung, Erkenntnis, Bewusstsein, Klarheit, Bedingungslosigkeit, Unabhängigkeit, zu sich stehen, für sich gehen, …

Gleich vorweg gesagt: Die Wahrheit kannst du nur in dir selbst finden. Dies ist der Versuch, etwas zu beschreiben, was gar nicht voll erfasst werden kann.

Wahrheit – gibt es eigentlich ein wichtigeres Thema, das die Menschen mehr trennt oder verbindet als das?

 

Wahrheit ist nicht gleich Wahrheit

Die Wahrheit ist  für mich Liebe. Und Liebe ist die reine Wahrheit. Kann Wahrheit manchmal wirklich verletzen oder ist sie nicht vielmehr ein Anstoß dazu, eine tiefere Liebe zu entwickeln?

Die persönliche Wahrheit hat meistens nicht viel mit der wirklichen Wahrheit zu tun. Selten sind unsere Gedanken so klar und frei von Projektionen, dass wir das Ganze sehen können. Unsere subjektive Wahrheit ergibt sich aus der Perspektive, aus der wir die Dinge betrachten. Deswegen ist der Weg zur Wahrheit auch ein Weg zur Akzeptanz des Nicht-Wissens. Wenn jemand auf seine Sicht der Wahrheit beharrt, ist das vielmehr eine Lüge, der er selbst aufliegt. Wir sind als Menschen einfach sehr begrenzt und können nicht den vollen Überblick haben.

Das ist übrigens echt ein Problem als Autorin, denn ich schreibe etwas, was in dem Moment meine Wahrheit widerspiegelt  – aber weiss ich, ob das auch in einem Jahr noch meine Wahrheit ist? Das geschriebene Wort wird dann immer noch da stehen, aber sicherlich (hoffentlich!) haben sich einige Aspekte meines Bewusstseins bis dahin verändert. Ich würde ganz bestimmt etwas anderes zum selben Thema schreiben. Aber deswegen gar nichts zu schreiben, wäre doch auch zu schade. Also schreibe ich mit dem Bewusstsein, das alles vergänglich und im Wandel ist und hoffe, dich trotzdem zu inspirieren. Du kannst selber spüren, was deine Wahrheit ist.

Die Praxis der Achtsamkeit und Meditation kann dich zur wirklichen Wahrheit führen. Sie kann dich deswegen immer näher an die Wahrheit heran führen, da sie dich vom bewertenden und begrenzenden Denken weg und in die reine Wahrnehmung führt. Der Verstand kann die Wahrheit niemals  erfassen, da er konditioniert ist. Aber wenn du einfach das wahrnimmst, was ohne jeden Zweifel da ist, erfährst du eine Klarheit, durch die die Wahrheit durchscheinen kann. Das kannst du z.B. durch diese Achtsamkeitsmeditation selbst erfahren.

 

Werde vom unwissenden Wahrheitsucher zum wahrhaftigen Warheitsfinder!

Bist du ein Wahrheitsuchender? Dann entspann dich! Eigentlich ist alles schon da, die Wahrheit ist in dir und mit dir. Ein tieferes Wissen ist in dir, nur überlagert durch die oft falsche Interpretation deines Verstandes. Werde vom Suchenden zum Findenden. Das folgende Zitat von Picasso verdeutlicht so wunderbar den Unterschied:

Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen
und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem.

Finden – das ist das völlig Neue!

Das Neue auch in der Bewegung.
Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt.
Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!

Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen,
die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewißheit, in die Führerlosigkeit geführt werden,
die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen,
die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.

Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen:
Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen,
der in aller Angst des Loslassens
doch die Gnade des Gehaltenseins
im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.

Pablo Picasso

 

Was bedeutet es, wahrhaftig mit sich selbst zu sein?

Das Wahre wahrnehmen. Wirklich wahr-zu-nehmen. Anzunehmen, was ist. Nicht, sich etwas einzureden, was nicht ist. Das ist so schwer, denn die Gedanken sind ganz schön tricky. Wenn wir nicht wirklich wachsam sind (und wer kann schon die ganze Zeit wachsam sein?), schleichen sich sehr schnell subjektiv gefärbte Gedanken ein, die nicht viel mit der Wahrheit zu tun haben.

Unser Verständnis der Dinge ist einerseits geprägt von unseren Konditionierungen: Unbewussten Mustern, unseren persönlichen Erfahrungen und der Art wie unser Denken geprägt ist. Andererseits geschieht es uns ständig, dass wir uns etwas schön oder schlecht färben oder das, was wir bei uns nicht sehen wollen (wo wir uns also der Wahrheit verschließen) nach Außen projezieren. Uns fällt dann nur zu gerne bei anderen auf, was wir bei uns selbst lieber nicht bewusst wahr-nehmen wollen. Wir projezieren gnadenlos die Unwahrheit auf andere (Partner, Freunde, Kollegen, Politiker, Flüchtlinge, etc.) und erschaffen damit Leid. Leid bei anderen, obwohl die Ursache in unserem eigenen Leid zu finden ist. Dadurch vergrößern wir natürlich auch noch das Leid in uns.

 

Die Heilkraft der Wahrheit

Viele Krankheiten beruhen letztendlich auf einer Lüge. Auf etwas, wo wir gegen uns selbst gehen, weil wir es nicht sehen wollen.

Du kannst dich  Stück für Stück von deinen Konditionierungen befreien. Schau dir die Lügen an, die in deinem Leben wirken und du heilst damit fast jede Art von Krankheit.

  • Wo belügst du dich selbst?
  • Wo wurdest du von dir nahestehenden Menschen belogen? Was hast du daraus gelernt?
  • Wo hast du dich selbst vergessen?
  • Was ist dir nicht mehr bewusst?
  • Wie wirken unbewusste Kräfte in dir?
  • Welche unbewussten Glaubenssätze hast du im Laufe deines Lebens aufgenommen oder von deinen Vorfahren geerbt?

Bring Licht ins Dunkel!

 

Frieden beginnt mit Wahrhaftigkeit

Frieden beginnt mit dem Beenden der Lügen. Auf allen Ebenen, ob im Kleinen oder im Großen. Andere Menschen nicht anzulügen, sondern sich authentisch zu zeigen, schafft Verbundenheit – mit sich und der Welt. Das heißt es, Satya zu leben.

Authentisch sein ist zum Glück in großer Mode, aber das geht nicht von Knall auf Fall, denn Authentizität ist ein Prozess. Ein Prozess, bei dem die Wahrheit immer mehr ans Licht kommen darf. Wenn ein Mensch fest gegründet in der Wahrheit ist, dann zeigen sich die Lügen in seiner Umgebung von alleine. Wenn viele Menschen fest gegründet in der Wahrheit sind, hat die Lüge keinen Bestand mehr. Daher hat die heutige Zeit und ihre schmerzlichen Umwälzungen auch etwas sehr Positives …in der neuen Zeit können die Lügen der alten Zeit nicht mehr bestehen. So beginnt Veränderung. Veränderung und inneres Wachstum durch Wahrheit. Die kann auch schmerzlich sein und erst mal alles umwerfen. Aber wenn wir dem Leben vertrauen und uns auf die Liebe ausrichten (lies dazu auch meinen Artikel „Unfolding Love to life„), können wir auch darin unseren Frieden finden.

 

Auf der Suche nach der absoluten Wahrheit

Schon als kleines Kind war ich auf der Suche nach der großen Wahrheit und stellte mir viele Fragen über Gott und die Welt. Fragen, bei der ich die Antworten teilweise spürte, jedoch niemals in Worte fassen konnte. Ich hab aufgegeben, alles unbedingt verstehen zu wollen, seit ich meditiere.

Seither ist ein tieferes Erkennen in den Vordergrund getreten und ein Entspannen ins Nicht-Wissen. Je mehr ich erfahre, desto mehr weiss ich, dass ich nichts weiss.

Es gibt so viele Irrwege im Denken. Beharrst du auch manchmal auf deiner persönlichen Wahrnehmung und Sicht der Wahrheit?  Jeder von uns sieht nur einen winzigen Bruchteil des großen Ganzen. Es ist gut, sich das immer wieder bewusst zu machen. Die Dinge sehen von unten ganz anders aus als von oben betrachtet. Insofern führt Yoga uns tatsächlich zu Satya, denn wir lernen, eine übergeordnete Sichtweise einzunehmen.

 

Wahrheit ist subjektiv

Ich bin erstaunt, wie mir nahestehende Menschen, die ich für sehr ehrlich halte, Dinge nicht richtig sehen, nicht sehen wollen oder können, gefangen sind in ihrer eigenen Welt der Wahrnehmung (und das bin ich selbst auch manchmal). Ich bin erstaunt, wie Tatsachen sich verfärben, sobald sie nur durch eine weitere Person weiter getragen werden. Gerüchte verbreiten sich so schnell, selbst bei Menschen, die sich aufrichtig der Wahrheit verschrieben haben. Ja, und ich bin mittendrin, ich bin nicht getrennt davon und stecke selbst in diesem Prozess. Ich erkenne, dass es die eine Wahrheit in diesem Leben auf der Erde, das auf Dualität beruht, nicht gibt. Als wahr anerkannt wird in der Regel etwas, worauf sich Menschen geeinigt haben. Das heisst aber noch lange nicht, dass es die Wahrheit ist. Sich blind dem Mainstream oder auch dem „Anti-Mainstream“ anzupassen, ist ziemlich dumm. Denn wenn man betrachtet, dass es immer einzelne, intelligente Individuen waren, die das Standardwissen hinterfragt haben, ist doch klar, dass es diese einzelnen mutigen Menschen brauchte, um den nächsten Schritt der Evolution einzuläuten. Und was hat diese Menschen dazu getrieben, näher hinzuschauen? Das Streben nach Wahrheit. So sehe ich auch die Wissenschaft als sehr dienlich. Gute Wissenschaftler wissen zwar um das Mysterium des großen Ganzen, versuchen aber trotzdem, tiefer in die Wahrheit einzudringen, indem Sie das Kleine, die einzelnen Teilchen ganz genau unter die Lupe nehmen. Sie dürfen nur nicht vergessen, diese dann wieder zu verbinden und in das Ganze zu integrieren.

 

Frag dich frei!

Höre nie auf, Fragen zu stellen. Erforsche das Universum deines Bewusstseins.

Eine der befreiendsten Fragen, die du dir stellen kannst ist diese:

„Kann ich wirklich sicher sein, dass das so ist?“.

Stelle Fragen, die der Wahrheit dienen, die dein Denken hinterfragen. Wenn du meinst „ich bin so und so“ oder „du bist so und so“ kannst du quasi sicher gehen, dass du falsch liegst. Niemand auf der ganzen Welt ist soundso, auch wenn wir immer wieder versucht sind, die Menschen in Schubladen einzuordnen. Jeder ist immer wieder anders, immer wieder neu. Das, was „soundso“ ist, sind nur Konditionierungen und die entsprechen nicht dem wirklichen Menschen. Bewertungen führen dich nur weg von der Wahrheit und weg von dem Menschen, der dir gegenüber steht. Durch das Meditieren lernst du, nicht zu bewerten.

„Ist nicht das Gegenteil von dem was ich denke, auch wahr?“

Zu wieviel Prozent ist etwas wahr, und welche Wahrheit steckt in den restlichen Prozenten? Wenn wir das herausfinden (zum Beispiel einfach durch Intuition: Welche Prozentzahl kommt dir als allererstes in den Sinn?), geschieht eine Offenheit für ein höheres, umfassenderes Bewusstsein. Wir finden heraus, wo wir uns selbst belügen und schaffen Raum für Heilung, die von innen kommt. Und Freiheit. So gut wie nie bekommst du die 100 Prozent. Oft ist das, was du gerade im Bewusstsein hast, zu maximal 50% wahr und die anderen 50% sind ebenso wahr.

Was ist schon eine klare Meinung? Wenn man etwas „meint“, ist ja schon klar, dass das nur auf einer Meinung beruht und damit niemals die volle Wahrheit sein kann. Je mehr wir hinterfragen, desto näher kommen wir der Wahrheit, dass nichts so ist, wie es scheint. Mir gefällt ein Zitat von einem Schauspieler und Regisseur der Nachkriegszeit, Axel von Ambesser: „Die meisten Menschen bekommen eine Meinung, wie man einen Schnupfen bekommt: durch Ansteckung.“ . Also bleib lieber wachsam, offen und gesund.

 

Bist du sicher, dass das die Wahrheit ist?

Wahrhaftig sein heisst also auch, dich nicht festzulegen, sondern in jedem Moment neu wahrzunehmen, was ist. In jedem Moment neu zu sein. Mit der Freiheit, ganz anders zu reagieren. Mit der Freiheit, ganz du selbst zu sein. Authentisch zu sein. Das ist die wahre Freiheit. Eine innere Freiheit. Und da sind die meisten von uns ziemlich weit von entfernt.

 

Hab den Mut, deinen eigenen Weg der Wahrheit zu gehen!

Sobald du dich der Wahrheit eines anderen übergibst, kannst du nicht mehr deine eigene Wahrheit vollständig leben. Du kannst dich inspirieren lassen, aber du solltest immer in dir selbst spüren, ob das für dich stimmig ist. Wahrhaftig zu spüren heißt, mit einer Offenheit auch den unangenehmen Dingen in dir zu begegnen und Licht auf die Schatten zu werfen.

Den Weg der Wahrhaftigkeit zu gehen, erfordert unendlichen Mut. Den Mut, man selbst zu sein und zu sich zu stehen. Und das mitsamt aller Nicht-Wahrheiten, denn wer kann schon von sich behaupten, die vollständige Wahrheit zu kennen? Sobald du auf deiner eigenen Sichtweise der Wahrheit beharrst, entsteht Trennung. Es entsteht Kampf und Krieg, das sehen wir in der Welt. Aber wenn du deine eigene Wahrheit suchst und findest, mit der Offenheit und Liebe gegenüber der Wahrheit von anderen, entsteht Frieden. Im Innen wie im Außen. Denn Wahrheit heilt. Wahrheit und Liebe haben die größte Heilkraft des Universums.

Von Anfang an, schon als kleines Kind, habe ich mich entschlossen, den Weg der Wahrheit zu gehen, denn ich spürte, dass mich dieser Weg zur großen Wahrheit führt. Nicht zu der begrenzten Wahrheit, die ich früher zu finden glaubte. Nein, zur allumfassenden Wahrheit, die niemand erklären kann, die niemand beweisen kann, die niemand begrenzen kann und die deswegen auch nicht in unser menschliches Verständnis hinein passt. Es ist das Unbeschreibliche und das Unendliche. Eines Tages werden wir alle die Wahrheit begreifen, die wir sind.  Wir werden ankommen, wo wir schon immer sind: im ewigen, wahren, göttlichen, liebenden Sein. Denn auch die alten Yoga-Schriften sagen:

Wir alle sind sat-chit-ananda: Wahrhaftiges Sein -Bewusstsein-Glückseligkeit.

Wir alle sind Gott. Du bist göttlich. Ich bin göttlich. Wir sind eins.

 

Wahrhaftig Sein führt dich zur Quelle und zum Ziel

Seit Jahren ist dies der Slogan von „Satya-Yoga“, mit dem ich meine Art, Yoga zu leben und zu unterrichten, definiere. Wir kommen aus der Wahrheit, die Liebe ist, und wir kehren zurück zur Wahrheit, die Liebe ist, wenn wir den Weg der Wahrheit und Liebe gehen. Ob ich zu 100%  sicher sein kann, dass das die Wahrheit ist? Nicht wirklich. Aber ich glaube daran.

In meinem Yoga-Unterricht lege ich sehr viel Wert auf bewusstes, wahrhaftiges Wahrnehmen von Körper, Geist und Seele. Ich leite meine Yogaschüler dazu an, die Übungen sehr bewusst und präzise auszuführen und sich in der Tiefe wahrzunehmen.  Es geht um ein Eintauchen in ein neues und tieferes Bewusstsein und darum, die Wahrheit in sich selbst zu erkennen. Ich sehe mich dabei als eine Art kreative Reiseführerin auf dem Weg nach Innen.

Ich biete hier nur ein kleines Mosaiksteinchen der ganzen Wahrheit an. Gemeinsam können wir ein wunderbares, großes Mosaikbild erschaffen.

Namasté!

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