Welche Bedeutung hat die richtige Atmung?

Yoga wäre nicht Yoga ohne das Wissen um die Bedeutung des Atems. Kaum jemand kann eine so große Atemkapazität vorweisen wie die YogiNis. Kein Wunder, wo wir doch so viele tolle Übungen haben, die das Lungenvolumen vergrößern (vor allem die Hathenas). Aber warum legen wir Yogis so viel Wert auf eine tiefe, befreite Atmung?  Während der Atmung wird nicht nur Sauerstoff durch unseren Körper bewegt, sondern auch Prana – reine Lebensenergie. Je mehr wir unsere Atmung befreien, desto mehr fließen wir mit dem Leben. Heute geht es vor allem ganz pragmatisch um die Physiologie und die gesundheitliche Bedeutung des Atems. Aber am Ende dieses Artikels findest du auch noch  interessante yogische Zusammenhänge.

 

 

Wirkungen der Atmung:

• Kohlendioxidabgabe und Sauerstoffaunahme

• Zu viel Kohlendioxid führt zu Übersäuerung und Ablagerungen (Übersäuerung ist die Ursache für die meisten Krankheiten!)

• Sauerstoff gelangt über die Blutbahn in alle Zellen und versorgt sie mit Energie = Energiegewinnung

• Die Massagewirkung einer tiefen Atmung wirkt durchblutungsfördernd (heilend) für Bauchorgane, Herz und Beckenboden.

• Die Atmung wirkt auf das Nervensystem, auf die Hormone, auf das Gehirn und die Chakren.

• Steigerung des Wohlbefindens, der Vitalität und Gesundheit.

• Wirkt dem Alterungsprozess entgegen.

 

Atemkapazität

Der Durchschnittsmensch nutzt mit der natürlichen Atmung nur ca. 10% seines Lungenvolumens. Das ist definitiv zu wenig, um den Körper gesund zu erhalten! Bei einem gesunden jungen Erwachsenen befinden sich bei normaler Atmung etwa 5-6 Liter Luft in der Lunge. Bei normaler Atmung wird durchschnittlich aber nur etwa ein halber Liter Luft raus und rein bewegt. Dies zeigt, wie wenig wir nur von unseren Kapazitäten nutzen! Ca. 30% der Lungenflügel bleiben mit „toter Luft“ gefüllt. Das heißt, es findet nicht genügend Luftaustausch in der Lunge statt. Dabei kann die Vitalkapazität bei der Lunge bei verteifter Atmung im Durchschnitt 4,8 Liter betragen. Zwar bleibt dann auch nach größtmöglicher Ausatmung immer noch ca. 1,2 Liter Restluft in der Lunge, aber 4 Liter mehr oder weniger Gasaustausch hat eine enorme Wirkung auf unsere Gesundheit. Im Yoga vergrößern wir die Vitalkapazität (das aktive Lungenvolumen) indem wir mehr Raum für die Ausdehnung der Lunge schafen und in alle Lungenlappen atmen. Zum besseren Verständnis der Atmung gebe ich dir hier nun eine kleine physiologische Einführung. Mehr Bewusstsein für die Zusammenhänge hilft dir, im Yoga deine Atmung zu vertiefen. Wenn du deine Atemräume durch Übungen weitest, wirst du dadurch auch mit einer größeren natürlichen Vitalkapazität im Alltag beschenkt.

 

Überblick über Anatomie und Physiologie der Atmung

 

Entgiftung und Sauerstoffversorgung

Die Atmung wird durch die Medulla Oblongata, unser Atemzentrum im Gehirn, geregelt, die den Kohlendioxid (CO2) – Pegel im Blut misst und beim Anstieg desselben einen Impuls zur Einatmung durch das Rückenmark an das Zwerchfell gibt. Insofern ist ein Hauptzweck der Atmung, uns durch die Ausatmung des Kohlendioxids und vieler Schlacken im Körper zu entledigen, die ihn ansonsten schnell vergiften würden. Ein wenig vergiftet in Form von Übersäuerung sind die meisten von uns. Übersäuerung ist tatsächlich eine der Hauptursachen für die meisten Krankheiten. Aber auch ohne Sauerstoff (O2) kann ein normaler Mensch nicht mehr als wenige Minuten überleben. Er versorgt unsere Zellen mit Energie – purer Lebensenergie. Sauerstoffzufuhr ist die Grundlage für unser Überleben das wichtigste Kriterium für die Gesundheit jeder Zelle unseres Körpers.

Äußere und innere Atmung

Der Prozess der Atmung wird in die äußere und die innere Atmung unterteilt. Die äußere Atmung beschreibt das „Luft holen“ während die innere Atmung den Gasaustausch im Körper beschreibt. Als äußere Atmung bezeichnet man den Weg der Luft durch Nase, Rachen, Luftröhre, Bronchien, Bronchiolen bis zu den Lungenbläschen (Alveolen). In der Nase wird die Luft durch die Nasenhaare vorgefiltert, erwärmt und durch die Nasenschleimhaut befeuchtet. Deswegen sollten wir immer durch die Nase und nicht durch den Mund atmen. In der Luftröhre wird die Luft weiter gereinigt, um dann so sauber wie möglich in die Lunge zu gelangen. Als innere Atmung bezeichnet man den weiteren Verlauf des Sauerstoffs, nachdem er in die Lunge gelangt ist. In den Lungenbläschen findet der Gasaustausch mit den Kapillaren statt, Kohlendioxyd wird an die Lunge abgegeben und Sauerstoff wird vom Blut aufgenommen. Über den Blutkreislauf wird der Sauerstoff im ganzen Körper verteilt und gelangt so zu jeder einzelnen Zelle , um sie gesund zu erhalten und mit Prana zu versorgen.  Ein Blutkreislauf dauert ca. 1-2 Minuten.

Lunge

Die Lunge ist aufgebaut wie ein umgekehrter Baum mit Stamm, Ästen und Zweigen, die sich immer feiner verästeln. Den Stamm des Bronchialbaumes bildet die Luftröhre, die sich in zwei Bronchien teilt. Aus diesen zweigen sich wiederum die Bronchiolen ab. Das Ende des äußeren Atemweges bilden die kleinen Lungenbläschen, die Alveolen, in denen der Gasaustausch stattfindet.

 

Die Gesamtoberfläche der Lunge hat die Größe eines Fußballfeldes. Das klingt unglaublich, kommt aber durch die immer kleiner werdenden Verästelungen des „Lungen-Baumes“ zustande. Über die Lunge nehmen wir mit der Einatmung den so lebenswichtigen Sauerstoff in unseren Körper auf und geben das krankmachende Kohlendioxid ab. Die Lunge erstreckt sich vom Schultergürtel bis zum Zwerchfell und ist gut geschützt durch den Brustkorb. Sie ist mit dem Thorax gut verbunden durch Lungenfell und Rippenfell und einer gleitenden Schicht dazwischen. Die Lunge muss also den Bewegungen von Brustkorb und Zwerchfell folgen. Wenn nun aber Zwerchfell oder Zwischenrippenmuskulatur verspannt sind und sich nicht genug weiten können, kann sich auch die Lunge nicht vollständig entfalten. Die Lunge hat zwei Lungenflügel, einen rechten und einen etwas kleineren linken. Der rechte Lungenflügel hat drei Lungenlappen (unten, mitte, oben), während der linke nur zwei davon hat, da das Herz zwischen ihnen liegt und somit der mittlere Lungenlappen wegfällt. Die Lunge ist sehr elastisch, sie kann sich mit der Einatmung weit ausdehnen und mit Luft füllen und dann mit der Ausatmung wieder ganz klein zusammenfallen und schwammartig zusammengepresst werden. Mit der vollen Yoga-Atmung (Mahat Yoga Pranayama) beatmen wir alle fünf Lungenlappen sehr gründlich und geben ihnen den besten Raum, um sich zu entfalten und wieder zu entleeren.

Atemmuskulatur

Bewegt wird die Lunge durch die Atemmuskulatur. Wir können die Lunge in einen unteren, einen mittleren und einen oberen Teil einteilen, diese Bereiche werden durch verschiedene Muskeln bewegt. Die untere Lunge, die sich zuerst mit Luft füllt, wird durch das Zwerchfell bewegt. Das Zwerchfell ist der Haupt-Atemmuskel und sogar der größte Muskel im Körper. Genauer gesagt ist es ein myofasziales Diaphragma mit starken Bindegewebsanteilen und Teil des inneren Faszienschlauches. Es legt sich wie eine Kuppel über die Bauchorgane und tennt den Brustraum vom Bauchraum. Es spannt sich zwischen den untersten Lendenwirbeln, den untersten Rippenbögen und dem Brustbein auf. Der Einatemimpuls lässt das Zwerchfell sich aktiv nach unten hin zusammenziehen wobei ein Unterdruck entsteht, dem die passive Einatmung der Luft über die Luftwege folgt. Durch die Spannung des Zwerchfells werden die Bauch- und Beckenorgane massiert. Mit der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell wieder nach oben zurück und reicht bis zur 5. Rippe, bei zusätzlicher Kontraktion der Bauchmuskeln nach der vertieften Ausatmung bis zur 6. Rippe. Miteinbezogen in die Aktivität der unteren Atmung (adham pranayama) ist die gesamte stabilisierende Rumpfmuskulatur inklusive Beckenboden. Der Beckenboden wird mit der Einatmung passiv gedehnt und mit der Aussatmung aktiv kontrahiert, d.h. er unterstützt die Atmung. Wenn der Beckenboden zu verspannt ist, kann man nicht tief einatmen. Die mittlere Atmung (madhyam pranayama) ist die Interkostalatmung, die durch die Dehnung der Zwischenrippenmuskulatur (also die Weitung des Brustkorbs) ausgelöst wird. Hierbei wird auch das Herz wunderbar massiert. Die obere Atmung (adhyam pranayama) geschieht durch die Muskeln im Schultergürtel und Hals welche die Schlüsselbeine anheben. Die obersten Lungenspitzen gehen bis über die Schlüsselbeine.

 

Die yogischen Zusammenhänge

Nun möchte ich dir aber nicht die feinstofflicheren Aspekte der Atmung vorenthalten. Dein Atem ist nämlich auch dein Guru, der dich zum Licht führt. Darauf weist schon die Etymologie des Wortes „Atmen“ hin.  „Atmen“ stammt aus dem indogermanischen und seine Wurzel liegt im Sanskrit – Wort „Atman“. Atman ist das Selbst,  dein  Wesenskern,  die Seele in deinem Heiligtum. Der Atem verbindet den grobstofflichen Körper mit den feinstofflichen Körpern und deiner Essenz. Es ist, als ob du von einer höheren Kraft geatmet wirst – du brauchst gar nichts dafür tun. Von dieser göttlichen Essenz (die dich durchdringt und umgibt) erhältst du mit deiner Atmung auch Prana: heilsame, universelle Lebensenergie, auch Chi genannt. Leben heißt atmen und Atem ist Leben. Mach deinen Atem zu deinem besten Freund und du machst dein Leben zu deinem besten Freund! Der Atem verbindet dich auch direkt mit deinen Gefühlen.  Beobachte doch mal den Zusammenhang von deiner Atmung und deinen Gefühlen. Wenn wir uns zu machen und etwas nicht fühlen wollen, dann atmen wir auch nicht mehr richtig. Der Atem stockt oder wird unregelmäßig. Die Lösung, um aus dem beengenden Muster rauszukommen:  Tief atmen und die Gefühle fließen lassen. Hatha-Yoga ohne Fokus auf den Atem ist kein Yoga, sondern Gymnastik. Die Körperübungen sind im Grunde dazu da, um Raum zu schaffen für den Atem und die Lebensenergie. Pranayama – also die Lenkung der Lebensenergie durch bewusstes Atmen – gehört zum Hatha-Yoga genauso dazu wie Asanas und Meditation. Meditationstechniken vieler Kulturen nutzen alle den Atem um in die eigene Mitte und zu Gott zu finden.

 

Umgang mit dem Atem

Forciere in den Atemübungen nichts, sondern lenke deinen Atem ganz sanft und genussvoll. Der Atem ist sehr subtil und sensibel – falsches Atmen schadet mehr als das es nützt. Atemarbeit muss sich immer gut anfühlen! Versuche, genussvoll die Grenzen zu erweitern. Sobald du bemerkst, dass du verkrampfst, lass deinen Atem ganz natürlich fließen lund beobachte ihn. Sei in einem innigen Kontakt mit ihm, ohne ihn willentlich zu beeinflussen. Gib dich deinem Atem vielmehr hin, lasse dich von ihm führen und stärke die Verbindung zwischen Herz und Atem. Das ideale Seminar, um deine Atmung zu befreien und zu vertiefen findet übrigens während der Yoga-Delfinreise statt. Denn wo würde es besser hinpassen, als dort, wo wir den halben Tag im kristallklaren Wasser schnorcheln und so die Yoga-Erfahrung gleich integrieren können? Manchmal gebe ich auch extra Atem-Workshops. Die Atmung ist auch die Basis meiner Yoga des Herzens -Seminare und kommt generell im Yoga nie zu kurz.

Namasté!

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