Adho Mukha Svanasana – der nach unten schauende Hund“ wird auch  „Meru Asana – der Berg“ genannt.

In diesem Artikel erfährst du alle wichtigen Punkte der anatomischen Ausrichtung sowie die tiefere Bedeutung dieses Asanas.

Ich liebe diese Körperhaltung, die in keiner Yogastunde fehlen darf. So kraftvoll und erdend und gleichzeitig entspannend und überraschend. Dieses Asana transformiert dich, keine Frage.

Gleich vorweg: In meiner Yogatradition heisst dieses bekannte Asana nicht „Hund“ sondern „Berg“. Die Namen der Asanas haben sich in unterschiedlichen Yogatraditionen (vor allem in Süd- und Nordindien) unterschiedlich entwickelt. Alle haben ihren Sinn und ihre Bedeutung, aber ich liebe Meru Asana.

 

Mythologische Bedeutung

Meru symbolisiert in der hinduistischen und buddhistischen Mythologie einen heiligen Berg auf feinstofflicher Ebene. Nicht irgendeinen, sondern das Zentrum der Welt, den Berg der Engel und Götter, so wird gesagt. Meru ist sozusagen die Axis Mundi. Es ist auch das Zentrum eines Mandalas.

Meru wird durch unsere Wirbelsäule mit dem Zentralkanal Sushumna symbolisiert. Denn so wie der mystische Berg Meru die Verbindung zwischen Himmel und Erde und gleichzeitig Zentrum aller Universen ist, ist auch Sushumna Nadi der Zentralkanal zwischen Himmel und Erde.

Hinzu kommt die symbolische Bedeutung eines Berges als Pilgerwanderung. Eine Bergbesteigung kostet viel Kraft, führt uns aber auf eine höhere Ebene und unterstützt unsere spirituelle Entwicklung. Und wie toll es sich anfühlt, auf einer Bergspitze zu stehen, weiss wohl jeder, der diese Spitze selbstständig erklommen hat.

Die ganze Haltung ist eine pyramidenform, die die Umwandlung von negativer zu positiver Energie stärken soll.

 

Ein Asana für alle Fälle

Ich glaube, jeder Yoga-Anfänger hasst diese Übung erst mal. Aber irgendwann macht es „klick“ und es wird leichter. Dann fängst du an zu geniessen. Ein Tag ohne Meru Asana (oder eben Adho Mukha Svanasana) ist ein schwächerer Tag. Wenn ich keine Zeit für Asanas habe, dann mache ich wenigstens dieses. Macht auch Sinn, denn es hat so viele tolle Wirkungen (siehe unten). Vor allem:  Es erdet dich einfach. Hände und Füße fest am Boden, quasi verwurzelt in Mutter Erde. Das Becken hoch oben – ist schon eine halbe Umkehrhaltung.

Wenn du wütend bist: Probier mal 10 Minuten Meru Asana. Wenn du verwirrt bist: Meru Asana. Wenn du Energie brauchst: Meru Asana. Wenn du Stabilität brauchst: Meru Asana. Wenn du Dehnung brauchst: Meru Asana. Wenn du Kraft brauchst: Meru Asana. Ich könnte noch ewig weiter machen…

An diesem Asana kannst du üben, solange du lebst. Es gibt immer noch etwas zu verfeinern und zu entdecken. Für´s Erste reicht dir aber sicherlich diese schon recht detaillierte Übungsanweisung, damit hast du erst mal zu tun.

Wenn du bedenkst, dass in deiner Wirbelsäule der Zentralkanal auf mehreren Ebenen (sowohl materiell als auch feinstofflich) existiert und dieser mit dem mythischen Berg Meru verbunden ist:

 

Was ist das Allerwichtigste, worauf in dieser Körperhaltung zu achten ist?

Eine gerade Wirbelsäule!!! Wenn die Wirbelsäule nicht gerade ist, kann die Energie nicht im Zentralkanal fliessen und außerdem schadest du dann deinem Rücken, anstatt ihm was gutes zu tun. Die Knie können ruhig gebeugt sein, die Fersen müssen nicht unbedingt auf den Boden kommen- Hauptsache, der Rücken ist gerade, die Lendenwirbelsäule nicht gewölbt.

Wichtig ist auch die richtige Ausrichtung der Schultergelenke, da sie sehr anfällig für falsche Belastungen sind. Das A und O der Ausrichtung sind also Wirbelsäule und Schultern, womöglich hast du damit erst mal genug zu tun. Für dieses Asana empfehle ich dir unbedingt eine rutschfeste Yogamatte.

Vorbereitung

  • Falls du wirklich mal nur dieses Asana übst, wärme dich darin etwas auf, indem du dich einfach frei und ganz kreativ darin bewegst.
  • Danach beuge abwechselnd die Knie und dehne die andere Ferse Richtung Boden, während dein Becken mittig und gerade bleibt.
  • Dehnung der Beinrückseiten.

 

Ausführung:

  • Strecke in der Babystellung deine Arme weit nach vorne. Knie und Füße sind hüftgelenkweit auseinander, die Hände schulterbeit. Die Falten der Handgelenke sind parallel zum vorderen  Mattenrand, die Finger weit und aktiv auseinander gespreizt. Von dort aus komme in den Vierfüßlerstand, Vyaghrah Asana.
  • Aus dem Vierfüßlerstand schiebe mit einem Gefühl von Hohlkreuz das Becken diagonal nach hinten-oben.
  • Hände und Füße drücken fest in den Boden.
  •  Die Schultern sind weit weg von den Ohren.
  • Der Rücken ist lang (der untere Rücken darf nicht gerundet sein!).
  • Die Oberarme rotieren nach außen, Zeigefingerballen drücken fest in den Boden. Die Arme sind ganz stark.
  • Schiebe die Hände kraftvoll in den Boden und ziehe die muskuläre Energie nach innen, so dass sie wie Saugnäpfe die Erde „ansaugen“. Die Finger sind aktiv gespreizt und auch die Fingerkuppen drücken in den Boden. Durch die Aktivität deiner Hände schützt du deine Handgelenke, die in dieser Übung kein bisschen schmerzen dürfen.
  • Strebe mit den äußeren Achseln nach vorne. Die inneren Achseln streben nach hinten zu den Beinen. Lass die Achseln ganz weit werden, als hättest Du Ballons darunter und dehne sie Richtung Knie.
  • lass dein Brustbein in Richtung Erde sinken. Der Abstand zwischen Ohren und Schultern ist weit.
  • Das Becken zieht diagonal nach oben, der obere Rücken dehnt diagonal nach unten.
  • Der Kopf hängt ganz entspannt. Mach kurz leichte Bewegungen mit deinem Kopf um sicher zu gehen, dass dein Nacken entspannt ist.
  • Dehne die Fersen zum Boden, so lange der untere Rücken dabei gerade bleibt.
  • Die Füße zeigen gerade nach vorne, die Knie zeigen in Richtung 2. Zehen.
  • Das Schambein strebt in Richtung Oberschenkel. Du kannst die Oberschenkel zunächst nach innen rotieren, um die Hüften mehr zu beugen. Dann rotiere die Oberschenkel wieder leicht nach außen, so dass die Kniescheiben in Richtung der 2. Zehen zeigen.
  • Die unteren Rippen ziehen in Richtung Bauch und Becken. Der Rücken hängt nicht durch.
  • Beine aktiv halten und das Gewicht nach hinten, weg von den Händen,  verlagern.
  • Die Fersen streben in den Boden, die Fußgewölbe sind aktiv.
  • Die Haut der Sprunggelenke zieht nach oben, die vorderen Oberschenkel ziehen die Kniescheiben nach oben (nur bei gestreckten Beinen), die Rückseiten der Beine werden aktiv gedehnt.
  • Lass den Raum zwischen den Schulterblättern und dein Brustbein in den Boden schmelzen. Entspanne mit jedem Ausatem in diesem Bereich
  •  Mit jedem Einatem drücke Hände und Füße aktiv in den Boden hinein um das Becken noch höher streben zu lassen. Dehne dich kraftvoll aus.
  • Mit jedem Ausatem lass los, lass die Schwerkraft auf deine Brust- und Halswirbelsäule, dein Herz und deinen Kopf wirken. Entspanne alle Gesichtsmuskeln, vor allem die Kiefergelenke!
  • Wenn du nicht mehr kannst, entspanne in der Babystellung und spüre nach.

 

Kompensation

  • Entspannen in der Babystellung
  • Evtl. eine Kompensation für deine Handgelenke (z.B. Kreisen)

 

Kontraindikation

  • Bluthochdruck. Hier nur ganz kurz im Asana verweilen. Eine gute Alternative ist Chakra Vakasana.
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen (z.B. Entzündungen) in Handgelenken und Schultern. Achtung: Handgelenke nicht überlasten! Sofort aus der Position gehen, sobald Schmerzen auftreten, die Handgelenke langsam an dieses Asana gewöhnen.
  • Akuter Bandscheibenvorfall, Hexenschuss, etc.

 

Wirkung

Körperlich:

  • Aktivierung aller Gelenke
  • Kräftigt den ganzen Körper (Hände, Arme, Rücken, Beine, Füße….)
  • Dehnt die Rückseite des Körpers
  • Entlastung des Herzens
  • Verbessert die Durchblutung des Gehirns (und des gesamten Kopfbereiches)
  • Gut gegen Arthrose
  • Gut bei Verspannungen
  • Gibt Kraft und Energie
  • Gute Vorbereitung auf Umkehrhaltungen

Energetisch:

  • Stärkt das Wurzelchakra (Muladhara Chakra)
  • Erdend, vor allem wenn die Füße vollständig auf dem Boden sind.
  • Stärkend
  • Zentrierend
  • Stärkt das Durchhaltevermögen
  • Transformiert „negative“ Emotionen
  • Entspannend

 

 

Namasté!

Logo Sarah Lucke

 

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